Wir haben ein neues Familienmitglied. Wir sind jetzt viel gemeinsam unterwegs. Wir und unser neues Auto.

Man gönnt sich als „Normalverdiener“ nicht so viele davon im Laufe des Lebens. Aus diesem Grund muss die Anschaffung wohl überlegt sein. Nicht zuletzt in dem Wissen, dass unsere Große in zwei Jahren den Führerschein macht. Aber sie hat schon ein Auge auf meinen neuen Freund geworfen, der sich breit gemacht hat auf dem Parkplatz und so schick in Schwarzmetallic vor sich hinglänzt. Glasklar, das Wunschdenken unseres Nachwuchses hat keinen SUV vorgesehen, eher Oberklasse mit Sportdesign. Doch glauben Sie mir, auch diese PS werden ausreichen für eine Fahranfängerin. Mir zittern jetzt schon die Knie. Gut, dass mein Mann, völlig gelassen, es sich vorstellen kann, als Beifahrer daneben zu sitzen.

Ich für meinen Part bin von Haus aus für niemanden als Beifahrerin geeignet: vor jeder Kurve vollkommen hysterisch, hinterlasse ich meinen Fußabdruck auf dem gepflegten Auditeppich und fuchtele wild um mich herum als müsste ich einen Schwarm Wespen vertreiben. Ich verbreite also Weltuntergangsstimmung, die sich natürlich recht schnell auf die übrigen Insassen auswirkt. Und zwar nicht unbedingt positiv.

So liegt es auch in der Natur der Sache, wenn ich die Familienkutsche in den Urlaub steuere. Nun eben die neue. Und so nehmen wir auch gebührend Abschied von der alten „Karre“, die uns die letzten Jahre nicht im Stich gelassen hat. Denn ein Auto hat schon einen besonderen Platz in der Familie. Manch ein Erlebnis könnte locker bei „Pleiten, Pech und Pannen“ mithalten. Die Kinder fangen an zu erzählen, was sie unbemerkt in diesem Auto schon angestellt haben während wir die richtige Ausfahrt oder Anfahrt suchten. Ich habe auch noch einige der besonders angenehmen Erlebnisse im Hinterkopf, darunter voll gespiebene Kindersitze, da ich nicht schnell genug einen Parkplatz ansteuerte. Ich wusste ehrlich gesagt bis dato nicht, in wie kleine Ritzen die bunten Gummibärchen einziehen können. Auch Sand aus den letzten Jahren Urlaub am Meer inklusive Muscheln lassen sich noch unter den Sitzen finden. So auch Stöckchen der haarigen Mitbewohner. Ich beschließe, zumindest ein Essensverbot für den neuen Gefährten auszusprechen.
Unser alter 7-Sitzer hatte die letzten 13 Jahre jede Menge zu tun. Er hat nicht nur die halbe Fussball- und Handballmannschaft transportiert, sondern war bei jedem Kindergeburtstag als Partybus bekannt. Regelmäßig wurde ein Kind nach dem anderen unter Diskobeschallung und schiefem Chor(gröl)gesang nach Hause gebracht. Neben dem halben Hausstand passte auch der Christbaum der Länge nach in das Auto.

Und diese dankbaren Schiebetüren erst! Ich habe sie geliebt, denn ich hatte niemals die Sorge, dass eines unserer Kinder die Autotür in die Seite des Fahrzeuges nebenan knallt oder einem Fahrradfahrer vor die Nase. Entspannt. Da werde ich mich jetzt etwas umstellen müssen. Oder eben die Pubertiere.

Doch alles hat seine Zeit. Und das merkt man besonders, wenn man Familie hat. So hat auch der 7-Sitzer ausgedient, und die kleinen Kinder von damals haben heute keinen Platz mehr auf der hintersten Rückbank. Das Gepäck wird weniger. Und das eine oder andere Mal werden wir auch „nur“ noch zu zweit in den wohlverdienten Urlaub fahren. Mit der neuen Sprachassistentin im Gepäck und etwas Wehmut.